Ich vermisse dich!
Ich sage: „Sie war 91! Das ist wahrlich ein stolzes Alter.“
Ich vermisse dich!
Ich sage: „Sie hat, Gott sei Dank, nicht lange leiden müssen.“
Ich vermisse dich!
Ich sage: „Sie ist gegangen, wie sie es sich gewünscht hat.“
Ich vermisse dich!
Ich sage: „Sie hätte gern noch einmal … Und ich hätte es ihr gegönnt.“
Ich vermisse dich!
Ich sage: „Nun ist sie mit ihren Lieben vereint, die sie so schmerzlich vermisst hat“ – und denke an Papa und deine viel zu früh verstorbenen Geschwister.“
Ich vermisse dich!
Ich sage: „Wir hatten eine gute Zeit miteinander, für die ich sehr sehr dankbar bin.“ und denke an die letzten Jahre, in denen wir uns näher waren als jemals zuvor.
Ich vermisse dich!
Ja, du bist 91 Jahre alt geworden und gerade am Ende – die letzten zweieinhalb Jahre – waren wir enger miteinander verbunden als in den vielen Jahren davor. Wir haben uns regelmäßig gesehen und fast täglich am Telefon gesprochen. Wir haben nicht viel über unsere oft schmerzhafte Vergangenheit geredet, sondern im Hier und Jetzt Zeit miteinander verbracht.
All das, was meine Kindheit und Jugend beschwert und mich schließlich in meine Panikattacken geführt hat, ist für mich längst bereinigt, auch wenn wir beide kaum darüber gesprochen haben – das war für mich nach der intensiven Auseinandersetzung mit deiner und meiner Geschichte aber auch nicht mehr nötig.
Ich habe in deine Vergangenheit geblickt und deine Entscheidungen und Handlungsweisen verstanden – und für mich neu eingeordnet. Der Frieden, der sich in mir dadurch ausgebreitet hat, hat auch dich berührt und befreit – das hat uns beide miteinander versöhnt.
Die vielen Momente gegenseitigen Respekts und Verständnisses der letzten Jahre haben vieles aufgewogen und dazu geführt, dass wir uns auf den jeweiligen Moment einlassen konnten. Was für ein Geschenk!
Wir sind im tiefen Frieden auseinandergegangen und werden uns wiedersehen – irgendwann und irgendwo.
Liebste Mama: Ich vermisse dich!!!
Ohne dich wird Vieles anders sein! Und ich nehme mir nun die Zeit, mich neu zu orientieren. Mich darauf einzustimmen, dass du nur „einen Raum weit entfernt bist“ und ich einfach nur andere Wege brauche, um auch weiter mit dir in Verbindung zu sein.
Text und Bild: © Imke Rosiejka / www.imke-rosiejka.de/2024
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Von Herzen eine gute, von gegenseiteigem Respekt geprägte Zeit
Imke